Angstzustände bei der Arbeit
Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Sitzung, die nicht nur für eine Angestellte im öffentlichen Dienst hoch emotional endete...
Eine Klientin kam zu mir und berichtete, dass sie sich fürchte, alleine im Büro zu bleiben,
wenn zu Publikumszeiten keine Kollegen in ihren Nachbarbüros seien.
Sie hatte regelrecht Angst davor, dass ein Kunde ihr Zimmer in dieser Zeit betreten würde.
Was dies mit einem macht, auch schon vor Dienstbeginn, das kann sich sicher jeder vorstellen.
Jeder Dienst-Tag war eine einzige Quälerei!
Sie berichtete, dass sie im Jahr zuvor auf dem Flur von zwei Kunden "angepöbelt" worden sei und seither unter dieser Angst leiden würde. Bei dem damaligen Vorfall kam es weder zu Handgreiflichkeiten, noch zu massiven verbalen Drohungen. Nichtsdestotrotz wurde dieses Ereignis als so schlimm abgespeichert, dass sie seither Angst vor Kundenkontakten hatte.
Sie fühlte sich diesen Situationen nicht mehr gewachsen und hilflos ausgesetzt, was dazu führte, dass sie zwischendurch ihr Büro verschloss, so dass niemand zu ihr konnte. Dies löste wiederum ein Gefühl der Wertlosigkeit bei ihr hervor; sie schämte sich für ihr "Verkriechen".
Auf die Frage, welche körperlichen Symptome sie in diesen Situationen verspüre, nannte sie Luftnot. Sie könne dann kaum atmen und hätte Beklemmungen im Brustkorb. Der entsprechende Wert lag bei 10 von 10, so dass wir erst einmal begannen, die körperlichen Beschwerden "herunterzuklopfen" bis auf einen Wert von 3-4.
Dann nahmen wir uns die dazugehörigen Gefühle vor: Angst, Wut (auf sich selbst), das Gefühl nichts wert zu sein und zu versagen....
Als dieser Wert bei 1-2 lag und sie eine große Befreiung verspürte, machten wir den Test aufs Exempel.
Ich ließ sie die Situation des alleine im Büro Sitzens noch einmal gedanklich durchspielen.
Plötzlich verspürte sie eine erneute Luftnot, wenn auch geringer als zuvor, so dass wir direkt darauf mit dem Klopfen weitermachten.
Mir war bewusst, dass diese Luftnot einen anderen Ursprung als das genannte Ereignis hatte und fragte sie,
ob sie denn diese Luftnot von irgendwo her schon kenne, ob sie das schon einmal bei einem anderen Ereignis erlebt habe.
Und dann kam es...
"Ja, aber das ist schon zehn Jahre her"
Während wir weiterhin klopften, ließ ich sie erzählen... von einem Unfall auf der Autobahn und ganz schnell wurde klar,
dass genau DAS ihr Thema war. Der nicht verarbeite Unfall mit all seinen dabei empfundenen Gedanken, Ängsten, Körperreaktionen.
Selbst jetzt beim Schreiben bekomme ich noch Gänsehaut...
Wir hangelten uns durch den Unfall durch, von Anfang bis Ende, aufkeimende negative Gefühle wurden "heruntergeklopft"
und ihnen somit die Macht und Kraft genommen.
Ich sagte ihr, dass sie im Hier und Jetzt in Sicherheit sei, was bei ihr eine hoch emotionale Reaktion auslöste, sie weinte fürchterlich,
auch vor Erleichterung, und kämpfte sich tapfer durch diese schrecklichen Erinnerungen u.a. mit Todesangst, Hilflosigkeit und Luftnot.
Auch körperlich war ihr die Veränderung des Energieflusses anzumerken.
Weinen, Luftnot, Angespanntheit und Verzweiflung wechselten zu Kribbeln am ganzen Körper, Seufzen, Lachen, freies Atmen
und absolute Fassungslosigkeit über die plötzlich einsetzende "Leichtigkeit".
Die wiedergewonnene Energie war derart greifbar, das war unglaublich toll.
Aber das Schönste, was sie zum Schluss sagte, war :
"So, jetzt fahre ich heute endlich mal wieder über die Autobahn und durch den Tunnel nach Hause. Das traue ich mir wieder zu."
Tja, auch wenn DAS nicht das Thema war, aber diese Einschränkung resultierte scheinbar auch aus dem Unfall....
Ist es nicht unglaublich, wie viel Erleichterung und so viel mehr Lebensqualität man in nur 1 Sitzung von ca. 1 Stunde erlangen kann???